Fotobuch

Nun gibt es auch ein Fotobuch zur Ausstellung. Von der Firma Saal-Digital Fotoservice GmbH gab es die Möglichkeit eine Fotobuch zu testen und ich war sehr zufrieden mit der Qualität und der Bestellbarkeit des Buches. Es ging alles sehr schnell und reibungslos. Bei weiteren Bestellung ist mir der nicht ganz billige Preis aufgefallen, aber jeder sollte selber entscheiden, ob ihm/ihr die hohe Qualität der Preis auch wert ist.

Lesbos – die Insel

Von der türkischen Küste bis zur griechischen Insel Lesbos sind es nur 10 km Seeweg an der kürzesten Verbindung. Auf Lesbos haben die Flüchtlinge die Möglichkeit, einen weißen Schein zu bekommen, mit dem sie per Fähre nach Athen gebracht werden. Das ist das Ziel der Flüchtlinge. Was mit ihnen in Athen passiert, weiß man nicht. Aber auf dem Weg zum Lager in Athen gehen über 50% der Flüchtlinge verloren. Diese nehmen meist zu Fuß die Balkanroute.

Auf Lesbos gibt es ca. 20 verschiedene Hilfsorganisationen, die mit unterschiedlichen Aufgaben betreut sind. Die meisten kümmern sich um Hilfen auf dem Land, die wenigsten kümmern sich um die Rettung auf dem Meer. Viel Energie wird aufgebracht um die Hilfen zu Koordinieren. Es gibt eine Funkstation, die Gleichzeitig auch eine Ausguckstation ist. Sie heißt „Radio Romeo“. Kommen Funksprüche rein, werden sie von Radio Romeo verteilt und es gibt verschiedene Funkwellen, auch für die Notfälle.

 

Helfer auf der Insel

Den Helfern auf dem Wasser ist es verboten zu patrouillieren. Man darf sich nicht einfach draußen aufhalten und hin- und herfahren, bis man ein Flüchtlingsboot sieht. Wer macht eigentlich die Regeln? In der Regel werden die Regeln von Frontex aufgestellt. Frontex ist die europäische Agentur für die operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen der Mitgliedstaaten der Europäischen Union (Wikipedia). Es gibt regelmäßige Treffen der Hilfsorganisationen mit Frontex und der Küstenwache. Frontex hat die offizielle Aufgabe die Grenzübertritte zu minimieren. Allerdings, „ …ist klargestellt, dass Frontex die Pflicht zur Seenotrettung hat und Einwandererboote nicht mehr abdrängen oder zur Umkehr aufs offene Meer zwingen darf“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Frontex).

Die Boote von Greenpeace, die eine Kooperation haben mit MFS (medecins sans frontier = Ärzte ohne Grenzen) haben nun tägliche Übungsfahrten angemeldet, die bis 11:00 Uhr morgens gehen. Damit können sie die meiste Zeit der Ankünfte der Flüchtlinge abdecken, die größtenteils im Morgengrauen losfahren bzw. ankommen.

Sea watch

Darüber hinaus spielt das Team von „Sea watch“ eine große Rolle. Es fährt jeden Morgen von Molyvos nach Skala Sikamineas. Damit fahren sie die Küste parallel zu der Küstenstraße, an der die meisten Helfer im Norden der Insel postiert sind. Die Küstenstrasse ist auch liebevoll als Strasse zu bezeichnen weil die „dirtroad“ eine mit sehr großen Schlaglöchern versehene Staub- oder Schlammpiste ist. Wenn das Sea watch Team in Skala angekommen sind warten sie auf Funksprüche wo Flüchtlinge unterwegs sind und fahren dann gezielt raus.

Wenn Hilfsorganisationen auf dem Meer auf ein Flüchtlingsboot treffen, versuchen sie erst die Lage abzuchecken. Kann das Boot allein an Land fahren? Ist es überladen? Gibt es Kranke und Verletzte an Bord? Hat das Boot genug Luft oder ist es überhaupt noch schwimmfähig? Geht der Motor noch?

In der Regel werden entweder die Boote zum Land geleitet oder es werden ein paar Flüchtlinge, meist Kinder und Frauen, an Board genommen, damit die Flüchtlingsboote nicht komplett überladen sind und dann geleitet oder abgeschleppt.

Geraten Flüchtlingsboote in Seenot, meist in Kombination mit Menschen im Wasser, braucht es mindestens zwei Boote um der Situation Herr zu werden. Es gibt an der Küste griechische und spanische Rettungsschwimmer, die auf solche Situationen trainiert sind und aus dem Wasser agieren. Seawatch bleibt in ihrem Boot und versucht mit an Bord ziehen zu helfen. Seit neuestem haben sie ein Centrifloat, eine aufblasbare Wurst mit Haltegriffen bekommenden um Flüchtlingen im Wasser zu helfen.

Meine Erfahrungen auf Lesbos

Als ich auf Lesbos war, war leider das Boot von Sea watch defekt und das ist eine unglaubliche Krisensituation für so ein Team. Die ehrenamtlich Helfer sind zum Helfen nach Griechenland geflogen und haben unvorstellbar viel Zeit, Geld investiert und kommen voller Tatendrang an und können dann ihre geübten Handgriffe nicht ausführen. Sie schieben unfassbar viel Frust. Mit mehr Geld für professionelle Schiffsmechaniker und eventuell besserem Material oder sogar Ersatzmaterial könnten sie hier deutlich mehr und besser arbeiten. Wir haben auch auf anderer Weise geholfen und haben Strände von Schwimmwesten befreit. Gerade an Steilküsten liegen viele Schwimmwesten, weil man dort vom Land sehr schlecht hinkommt. Die dort liegenden Schwimmwesten laden förmlich neue Flüchtlinge ein, an genau dieser Stelle nochmal zu landen. Das ist besonders unangenehm, weil die Flüchtlinge an der Steilküste nahezu gefangen sind.

Da 2015 auf Lesbos über 500 000 Flüchtlinge angekommen sind und nahezu jeder Flüchtling mit eine Rettungsweste ausgestattet ist, werden sie dann am Land hingeworfen. Diese Schwimmwesten sind nur alleine für diese einzige Hinfahrt gekauft, getragen und dann zu Müll geworden. Es sind unglaublich viele Schwimmwesten. Es gibt im Norden einen Schwimmwestenfriedhof mit über hunderttausend Schwimmwesten. Nahezu an jeder Stelle der Küste im Norden sieht man nur nach wenigen Schritten ein Schwimmweste.

Fake-Schwimmwesten

Beim Aufräumen sind uns verschiedene Schwimmwesten aufgefallen. Es gibt die orangenen Klassiker, allerdings meist ohne Rettungskragen. Diese sind nicht geeignet für Menschen die im Wasser ohnmächtig werden. Und diese meisten Rettungswesten sehen sehr sportlich aus und sind häufig von der Firma Yamaha. Allerdings sind viele dieser Westen, und ich gehe fast von 50 % aus, keine vernünftigen Schwimmwesten, die gegen das Ertrinken helfen. Ein Teil dieser „Fake-Westen“ sind Westen die für Jetski fahren gedacht sind. Diese nennt man auch Prallschutzwesten. Sie haben deutlich weniger Auftrieb und schützen vor dem Zusammenstoß mit dem Jetski. An Flüchtlingen machen diese Westen wenig Sinn, werden ihnen aber genauso verkauft, wie alle anderen scheinbaren Schwimmwesten. Wir haben Schwimmwesten gefunden, die konnten wir kaum allein anheben. Sie waren voll gefüllt mit Wasser, welches kaum oder gar nicht ablief. Auch haben wir Schwimmwesten von Firmen gefunden die es scheinbar nicht gibt. Westen von Yamaha sind normal, aber Yahmaxa sind eindeutige Fake-Westen. So soll es auch Yamoha und weitere Abwandlungen gegeben haben. Diese haben keinen oder nur sehr geringen Auftrieb und sichern nicht das Überleben, sollte man über Bord fallen. Wer diese Westen als Schwimmwesten verkauft nimmt den Tot der Flüchtlinge billigend in Kauf! Auch für Kinder fanden wir Schwimmflügel oder auch aufblasbare Schwimmwesten, in denen stand, dass sie nicht zum Bootfahren oder als Rettungswesten geeignet sind. (http://www.theguardian.com/world/2016/jan/06/refugee-crisis-turkish-police-find-factory-making-fake-lifejackets-izmir?CMP=share_btn_tw)

Die Flüchtlingsboote

Die Flüchtlingsboote unterscheiden sich in abgehalfterte Fischerboote, die mit ca. 200 Flüchtlingen überladen ihre letzte Fahrt nach Lesbos antreten. Oder aber Schlauchboote in verschiedenen Größen. Nach deutschen Vorstellung zugelassen für max. 10 Personen, wenn sie jemals eine deutsche Zulassung bekommen würden, weil das Material miserabel ist. Diese werden mit 50 Personen oder mehr besetzt! Dadurch kommt es leider oft vor, dass die Personen in der Mitte von einem Schlauchboot bis zum Bauch im Wasser sitzen.

Die Standardausstattung von einem Schlauchboot ist: Außenbordmotor, Tesafilm breit zur Reparatur, Tretpumpe, kaputte Plastikflasche zum Lenzen (herausschöpfen des Wassers) und fast alle haben ein Taschenmesser der selben Marke zum Abstechen des Bootes, wenn man angekommen ist.

Glosse des Verkaufsgespräch an der türkischen Seite:

„Du suchst ein Boot? Ich habe ein Boot, ein sehr gutes Boot. Es passen 50 Personen und mehr hinein. Ich verkaufe dir das Boot für sagen wir 500 €. Natürlich kostet der Motor und Benzin extra. Möchtest du den Standardmotor mit 9,8 PS oder die sichere Variante mit 20 PS? Du kannst auch den Sorgenfreimotor mit 30 PS bekommen. Es liegt ganz bei dir. Ah, 30 PS Motor, das ist eine gute Wahl. (Der Verkäufer dreht sich herum, ruft auf türkisch einen Namen und sagt er solle den Deckel mit 30 PS Aufschrift auf den Motor machen. Der Schiffsmotor unterscheidet sich nur durch den Deckel, die Motoren darunter sind alle gleich!) Zu einem kleinen Aufpreis verkaufe ich dir noch gerne ein Reparaturset. Es besteht aus diesem Spezialklebeband und dieser Tretpumpe für den Notfall. (Natürlich klebt das Klebeband nicht auf feuchten Gummi und dir Tretpumpe kann man in dem überladenen Boot auch nicht benutzten.) Und für 200 € verkauf ich dir noch die Versicherung, dass ihr nicht zurückgeschickt werdet. Willst du sie haben? Alles klar, hier ist das Messer, was du auf jeden Fall benutzen solltest, wenn du drüben ankommst! Für die Schwimmwesten mache ich dir ein Freundschaftspreis von nur 35 € pro Person. Da sind wir bei 500 € für das Schiff, 300 € extra für den Motor, 50 € für das Reparaturset, 200 € für die Versicherung, plus 1750 € = 50 mal 35 € für die Schwimmwesten. Da sind wir beim super Sonderangebot von 2800 € plus Benzin sind wir bei rund 3000 €. Der Preis sollte dir gefallen, oder?“

Wer hat diese Seite erstellt?

Mein Name ist Christoph Bichler. Ich bin Hobbyfotograf, vom Beruf bin ich Bildungsreferent der Pfadfinder und bin Mitglied vom Ausländer- und Integrationsbeirat der Stadt Erlangen. Ich bin 47 Jahre alt, verheiratet und Vater zweier Kinder. Mein Aufenthalt auf Lesbos vom 18.12. bis 23.12.2015  war rein ehrenamtlich und die Aufgabe die Flüchtlingsarbeit zu dokumentieren, habe ich mir selber gestellt. Dank meines Schwagers Philipp Hahn der, einer der Koordinatoren von Sea watch auf Lesbos ist, hatte ich die Möglichkeit solche Einblicke zu bekommen. Ich bin sehr erschrocken, dass die europäische Regierung das Sterben der Flüchtlinge akzeptiert, in der Hoffnung, dass weniger Flüchtlinge kommen. Nach der Logik, könnte man die Flüchtlinge mit der Fähre fahren lassen und jeden 10 Flüchtling – Egal ob Frau, Kind oder Mann – erschießen. Allerdings macht man sich weniger die Hände schmutzig, wenn man diese Aufgabe dem Mittelmeer überlässt.

Ich bin sehr positiv überrascht, über die Tausenden Helferinnen und Helfer auf Lesbos. Ihnen gebührt meine Anerkennung und meine Hochachtung. Ich hoffe, dass bald eine Änderung innerhalb der Flüchtlingspolitik gibt! Bitte unterstützt die Arbeit von Sea watch oder den anderen vielen Flüchtlingshilfsorganisationen. Zum Beispiel: http://sea-watch.org/spenden/

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